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Begriffe, die komplexe Sachverhalte zusammenfassen, vereinfachen unsere Kommunikation. Man spart dadurch Zeit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass daraus eine Versachlichung und Generalisierung resultiert und der Mensch als lebendiges Wesen, als Ding mit festen Eigenschaften beschrieben wird. Mit der Frage wie es anders gehen kann, beschäftigt sich der folgende Blogartikel.
Begriffe wie Arbeit, Rente, Urlaub, Alternativlosigkeit oder Flüchtling, lassen mich erschaudern. Ich habe den Eindruck, dass sie die Lebendigkeit und Menschlichkeit ersticken. Sie sind bestens geeignet zu generalisieren und zu vereinfachen. Zudem erschweren diese Begriffe die Verständigung, da sie an einer unpersönlichen Oberfläche festhalten und die konkrete Bedeutung oft unklar bleibt. Die fortwährende, unhinterfragte Benutzung diese Begriffe verändert, wie alle Sprache, unsere Wahrnehmung von Geschehnissen und unsere Haltung gegenüber der Welt. Mit den entsprechenden Bildern „aufgeladen”, dienen sie auch als Transportmittel für gezielte Meinungsbildung aller Art. Dieses Phänomen dürfte wohl jedem bekannt sein, vor allem, wenn man sich die extremen Auswirkungen der „Amtssprache" im Dritten Reich vor Augen hält.
Weniger bekannt daran dürfte sein, dass selbst diese Begriffe immer dem Zweck dienen, universelle menschliche Bedürfnisse auszudrücken − auch wenn diese Möglichkeit dann schwerer in Erwägung gezogen werden kann. Hinter allem was Menschen denken, sagen und tun stecken letztlich universelle Bedürfnisse. Das betont insbesondere der Mediator und Begründer der Gewaltfreien Kommunikation Mashall B. Rosenberg.
Hierzu einige Beispiele: Hinter Schlagwörtern wie „Zielorientierung" könnte zum Beispiel die sehr lebendige Absicht stecken, seine Zeit gut nutzen zu wollen, indem man sich auf ein Ziel konzentriert und konsequent Schritte dahin plant und ausführt. Mit dem Begriff „Arbeit" können ganz verschiedene Bedürfnisse verbunden werden wie: Sicherheit, Unabhängigkeit, Gemeinschaft, Entwicklung, Kreativität, Spiel, Forschergeist. Hinter dem Begriff „Zielvereinbarungsgrespräch" könnten die folgenden Bedürfnisse stehen: Kontakt, Austausch, Entwicklung, gehört werden, Anerkennung, Förderung, Harmonie, Aufrichtigkeit. Die Verwendung des Begriffs „Flüchtling" könnte durch Bedürfnisse begründet sein wie: Einfachheit, Mitgefühl, Schutz, Sicherheit oder Entlastung.
Wie kann man aber nun durch diese Erkenntnis mehr Farbe und Lebendigkeit ins Leben bringen? Ich würde vorschlagen, man vermeidet diese „grauen" Begriffe und sagt lieber klar um welches Bedürfnis es jetzt im Moment geht. Dadurch wird Kommunikation wieder menschlicher und verbindender. Motivation kann leichter entstehen, da es mehr Freude macht, für einen Menschen etwas zu tun, der offenlegt was in ihm vorgeht und was er sich wünscht (z.B. Kontakt, Austausch, Miteinander, ...) als für jemanden, der die „graue" Begriffe oder „Worthülsen” (z.B. Zielvereinbarung) benutzt.
Einige Vorschläge wie man „lebendiger” formulieren könnte (Dies sind keinen Rezepte, nur Anregungen):
„Ich bin Elektroingenieur” vs. „Ich bin von Beruf Elektroingenieur"
„Alex ist arbeitslos” vs. „Alex hat ihre Stelle gekündigt und sucht gerade eine Neuanstellung"
„Flüchtlinge” vs. „Geflüchtete" oder „Menschen die sich eine Verbesserung Ihrer Lebensumstände erhoffen, indem sie ihre Heimat verlassen.”
„Alternativlosigkeit” vs. „Wir haben beschlossen diese Alternative zu wählen.”
„Teamwork” vs. „Ich möchte gegenseitige Unterstützung, Eigenverantwortung und Freude in der Zusammenarbeit erleben."
Sicherlich haben diese „Worthülsen” auch einen sinnvollen Zweck, denn sie sind ein schneller Weg, um komplexe Sachverhalte zu beschreiben. In dieser Vereinfachung liegt aber auch ihre große Gefahr. Ich versuche „Worthülsen” zu vermeiden wo es geht. Die Zeit, um auszusprechen worum es einem persönlich gerade wirklich geht, ist gut investierte Zeit, da man so in die Beziehung zwischen Menschen investiert.
Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich sich z.B. mit der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg zu beschäftigen. Im Internet finden sich sehr viele Videos dazu unter dem Suchbegriff „Gewaltfreie Kommunikation" oder „Marshall Rosenberg".
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